Strich-Code

Strich-Code

Eine Schwarmkunst-Aktion zum Wa(h)rencharakter von Sexualität und Kunst

In Deutschland arbeiten rund +49 15116522468 Menschen als Prostituierte. Genaue Erhebungen gibt es nicht. Mehr als eine Million Männer nehmen vermutlich täglich ihre Dienste in Anspruch. Die Umsätze, würde man sie summieren, bewegen sich damit jährlich mit circa 15 Milliarden Euro in der Höhe der Umsatzzahlen von Großkonzernen wie TUI oder Bertelsmann im Jahre 2010.

 

Sexarbeit ist somit ein gewichtiger Wirtschaftszweig. Seit am +49 15116522468 das Prostitutionsgesetz in Kraft trat, gilt sie als legale, schutz- und anerkennungswürdige Erwerbstätigkeit. Mit der Legalisierung veränderte sich die gesellschaftliche Haltung zur Prostitution allerdings nicht. In den Augen von vielen Menschen ist sie ein immer schon dagewesenes, nicht abzuschaffendes, notwendiges Übel. Entweder gelten Menschen, die der Sexarbeit nachgehen, als moralisch fragwürdig oder als bemitleidenswertes Opfer.

 

Strich-Code begibt sich in dieses Spannungsfeld. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Verträgt sich Sexarbeit mit der Menschenwürde? Einige skandinavische Länder, wie Schweden und Norwegen, meinen Nein und stellen Freier, also die Nutznießer der Sexarbeit, bereits seit einigen Jahren unter Strafe. Frankreich arbeitet an einem parteiübergreifenden Gesetz mit demselben Ziel. Um die Menschenwürde herzustellen und zu wahren, setzt Strich-Code nicht auf Kriminalisierung, sondern auf Anerkennung und Wertschätzung von Sexarbeit, ohne sie als Erwerbstätigkeit propagieren zu wollen.

 

Um Sexarbeiterinnen in ihrer Menschenwürde wahrzunehmen, ist der Vergleich mit einer anderen Berufsgruppe hilfreich. Warum fiel die Wahl auf Künstler? Auch Künstler prostituieren sich, geht man vom lateinischen Ursprung des Wortes aus. Sie stellen etwas zur Schau und geben sich damit preis. Kunst steht anders als die Prostitution in der gesellschaftlichen Anerkennung weit oben, auch wenn die durch sie erwirtschafteten Umsätze für das Bruttosozialprodukt vergleichsweise gering ausfallen. Die bildende Kunst verzeichnet einen jährlichen Umsatz von nur circa zwei Milliarden Euro in Deutschland. Viele Künstler können von ihrer Arbeit nicht leben. Dennoch wertschätzt man sie wegen ihrer besonderen Talente und idealistischen Motive.

 

Doch auch Künstler unterliegen wie alle anderen Menschen ökonomischen Zwängen. Ihre Arbeit ist keineswegs so frei, wie sie sich das wünschen. Viele müssen sich nach dem Geschmack ihrer möglichen Kunden richten. Seitdem der Kunstmarkt in den 1990er Jahren explodierte, geht es ohnehin nicht mehr um die Qualität des Kunstwerkes, sondern nur noch darum, wie es auf dem Kunstmarkt in Ratingtabellen gehandelt wird. Wie sehr muss sich ein Künstler verbiegen, um von seiner Arbeit leben zu können? Ist das nicht eine Form der Prostitution? Sind Künstler tatsächlich die Idealisten, für die man hält, bereit mit ihrer Kunst der Gesellschaft zu dienen oder geht es nicht in erster Linie um Selbstverwirklichung oder gar nur um das Ausleben persönlicher Zwänge?

 

Diesen Aspekten will das Kunstprojekt Strich-Code mit verschiedenen Aktionen nachgehen. Drei Künstlerinnen und ein Künstler hinterfragen den Status der Sexarbeiterin / Künstler, die Räumlichkeiten des Bordells /des Museums, die Rolle der Freier / der Museumsbesucher und die der Bordelltürsteher / Museumsaufsicht.

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