Grenzen können verschiedene Formen annehmen und unterschiedlich durchlässig sein. „Ich habe einen Kreis gebaut“, erzählt Angelika „und konnte anschließend durch den Kreis hindurch treten, ohne ihn zu zerstören“. Es sei eine besondere Erfahrung gewesen, im virtuellen Raum zu wandern, die eigene Konstruktion von allen Seiten zu betrachten, in der virtuellen Welt zu versinken.
Franzi (in der Gebärdensprache Bommel) empfand das Bauen in der virtuellen Realität als sehr entspannend, das sei einfacher, schneller und besser gewesen, als in der physischen Realität. Allerdings hätte sie beim realphysischen Bauen ein viel größeres Erfolgserlebnis über ihr Werk verspürt, als im Virtuellen.
Das handwerkliche Bauen mit Bleistiften, das dem virtuellen Ausflug vorausging, hielt Franz für eine gute, wenn auch etwas schwierige Einstimmung auf das Virtuelle, weil man dann dort umso befreiter agieren konnte. Seinen raumgreifenden Konstruktionen sah man dieses Gefühl durchaus an, ein Labyrinth mit zahlreichen Wänden und Torbögen hat er um das virtuelle Bleistiftzimmer herum gebaut, dazu ein Bett mit Decke und eine Blume.
Der virtuelle Raum bot eben auch Platz genug für große Taten, doch die Bewegungen in diesem Raum waren für einige gewöhnungsbedürftig. So fand sich Franzi plötzlich vor einem Abgrund wieder und glaubte schon zu fallen; aber das ist eben das Schöne an der virtuellen Welt: wenn es mal kritisch zu werden droht, kann man einfach die Brille abnehmen und die Gefahr ist gebannt.
Mit etwas mehr Erfahrung in der Virtuellen Realität wachsen auch die Ansprüche, dann kann es gar nicht genug Bewegungsfreiheit geben, virtuelle Freiheit, versteht sich: „Ich hätte noch ewig weiterbauen können“, sagte Franz, der nach eigenem Bekunden „sofort voll drin“ in der VR war, „aber der Flugmodus fehlte mir etwas“, bekannte er. Vermutlich sei das aber auch nicht jedermanns Sache.
Nichtsdestotrotz: „Ich werde jedenfalls immer Fan der analogen Realität bleiben“, erklärte Lars, „da habe ich das Gefühl, irgendetwas zu erschaffen, das Virtuelle steht nicht im Raum“. Aber ein virtuelles Kunstwerk beispielsweise, könne man überall auf der Welt herunterladen und betrachten, ein analoges nicht, warf Franz ein und Perico verwies auf die gesteigerten Möglichkeiten, die im Zusammenspiel von virtueller Realität, Künstlicher Intelligenz und 3-D-Druck entstünden. Ob diese Entwicklung überhaupt gesellschaftlich wünschenswert wäre oder ob die Menschheit gerade dabei ist, sich selbst abzuschaffen, blieb eine offene Frage, über die kein Konsens hergestellt werden konnte. Einig war man sich aber, dass jede Zeit ihre eigene Kunst hervorbringe.
Dieser Workshop hat anschaulich gezeigt, dass PENvolution Realität+ den geeigneten Raum für erste Ausflüge in die Virtuelle Welt bietet, aber auch virtuell erfahreneren Reisenden noch viele Entdeckungsmöglichkeiten bietet. Die Grenzen dieser Welt scheinen noch längst nicht erreicht zu sein